Abnehmen hat in erster Linie was mit dem Kopf zu tun.Das Wort "Prozess“ stammt aus dem Lateinischen. Es kommt von "procedere“ und bedeutet "Voranschreiten“, sich entwickeln. Es kommt im Laufe der Zeit immer etwas Neues, etwas Anderes zum Vorschein, wie bei einem Gerichtsprozess.
Es entwickelt sich etwas.
So ist es auch beim Abnehmen.
Wenn man zuviel Kilos mit sich herumschleppt, wird man irgendwann den Wunsch haben, sein Körpergewicht zu verändern.
Das bedeutet: sich klar werden über das, was man will.
Du willst dann Wissen und Informationen erlangen, wie es funktioniert – sonst würdest Du zum Beispiel diese Zeilen hier nicht lesen…
Der Kopf muss es zuerst wollen- dann kann man sein Verhalten ändern.
Stelle dir vor du willst mal drei Kilo abnehmen. Dann änderst Du dein Verhalten für einen so langen Zeitraum, dass du es geschafft hast.
Super. Ist schon eine klasse Leistung.
Dann verfällst du aber wieder in deinen alten Trott. Bestes Beispiel: Gewichts-Abstieg und Aufstieg von Joschka Fischer.
Doch aufgepasst: nichts ist verloren.
Das ist ähnlich wie beim Entzug eines Drogenabhängigen. Vom "maturing out“ spricht man da. Gemeint ist damit ist ein langfristiger Herausreifungsprozess aus der Situation der Drogenabhängigkeit und der damit einhergehenden Verwahrlosung des Menschen.
Das bedeutet, dass es einem Drogenabhängigen irgendwann auffällt, dass es so nicht weiter geht. Dann Entzug. Aber immer wieder (oder oft) Rückfall. Daher langfristig.
Man kann aber auch von etwas Anderem als Heroin abhängig sein:
- vom zu vielen Essen
- von seinen Konsum-Gewohnheiten.
Dann ist man kein Heroin-Junkie, sondern ein Ess-Junkie…
Und wird ein Fett-Junkie…
Oder ein Gewichts-Junkie.
Wie immer man es auch im Vergleich bezeichnen will.
Alle Junkies haben eine Menge Erfahrung mit ihren Drogen, klar, die bekommt man ja automatisch durch das Konsumleben mit den Drogen.
Aber irgendwann hat jeder Junkie die Nase voll. Er will anders leben.
Das immerwährende gleiche Spiel beginnt:
- Erste Versuche der Abstinenz.
- Rückfall.
- Die Schraube beginnt von vorn…..
- Rückfall.
Irgendwann hat man so die Faxen dicke, dass man ernsthaft was ändern will.
Das ist der entscheidende Punkt.
Jetzt hat man den Wunsch und auch den Willen, sich zu verändern.
So läuft also der Prozess ab:
Bewusstwerdung-Wissen-Wille-Verhalten ändern.
Rückfall? Kein den Erfolg ausschließendes Problem. Wir fangen vorne wieder an.
Das Abnehmen muss man also als Prozess erkennen, in dem wie alles im Leben eines eine wichtige Rolle spielt:
Das Belohnungssystem.
- Der Drogen-Junkie nimmt Heroin- das Belohnungssystem wird angeregt-Wohlgefühl ist die Folge.
- Wenn man joggt – das Gleiche passiert, körpereigene Stoffe (Endorphine, = körpereigene morphinartige Stoffe) sorgen für Wohlbefinden.
- Beim Essen – das Gleiche
- In der Religion – das Gleiche.
Zu Beginn steht also die Bewusstwerdung über den Prozess.
- Man erkennt seinen Zustand, den man ändern will (Heroin, essen, dick sein)
- man will das ändern
- es reift im Kopf
- jetzt braucht man Informationen
- dann weiß man, was man ändern will und kann
- dann ändert man etwas.
Nichts ist umsonst
Die schlechte Nachricht:
Für alles im Leben muß man bezahlen. Auch für das herbeigeführte Schlanksein. Wer dick ist und schlank sein will, muß mit Disziplin bezahlen. Mit Veränderung. Nichts gibt es auf der Welt umsonst. Wer glaubt, dass es eine Wunderdiät gäbe, einmal angewendet und auf immerdar wirksam, der irrt. Der Preis für ein gutes Körpergefühl heißt Disziplin, oder Bewegung, oder Mäßigung, oder Klugheit im Verhalten. Oder wie auch immer. Jedenfalls kostet das Schlankwerden und Schlankbleiben seinen Preis.
Wobei ein Preis immer relativ ist.
Damit kommen wir zur guten Nachricht.
Die gute Nachricht:
Man merkt nichts davon, dass man zahlt. Wenn man genug Geld hat, kratzt es einen nicht die Bohne, wenn man für irgendetwas einen regelmäßigen Betrag im Monat zahlt. Wer 20 000 Euro im Monat verbraten kann, der zahlt ohne mit der Wimper zu zucken 2000 Euro Miete für eine schöne Wohnung.
Wer raucht, zahlt Zigarettengeld.
Wer säuft, zahlt den Alkohol.
Wer nicht mehr raucht, zahlt zunächst mit Willenskraft und Stress, aber später, wenn er länger als Nichtraucher dabei ist, merkt er nichts mehr davon. Er raucht einfach nicht mehr.
Dass das funktioniert, kann man täglich bei Millionen von ehemaligen Rauchern, jetzt Nichtrauchern, feststellen.
Bei Alkoholikern liegt der Fall etwas schwieriger. Da ist der Preis höher. Die Willenskraft, die man zur Abkehr und dann zum Abgekehrtbleiben vom Saufen braucht, ist größer. Das Alkoholproblem ist kompliziert. Das Abkehr-Verfahren ist härter und immer lebenslang hart. Aber es gelingt trotzdem vielen Leuten. Vielen auch nicht. Die sind verloren.
Es gibt Leute, die aus Gründen, die tief in ihrem Inneren verborgen liegen müssen, die ihre Gier nicht besiegen können – das muss nicht mangels Willenskraft sein- denen ist mit freiwilligen Maßnahmen nicht zu helfen. Die werden immer so bleiben wie sie sind – Rauchen, oder Saufen, oder Fressen. Der Sensenmann lässt -leider- früher grüßen.
Die Beste Nachricht:
Beim Abnehmen kann man es bei sich feststellen, ob man zu der Gruppe von Verlorenen gehört: wenn die initiale Willenskraft vorhanden ist, kann man sich ja testen.
Man kann merken, ob die neu gewonnene Körperfreude am Leichtgewicht groß genug ist, um den Rückfall in alte Gewohnheiten zu verhindern. Oder ob man sich an das neue Verhalten so gewöhnt, dass man den Preis, den man zahlt, gar nicht mehr merkt, wie im Beispiel der 20000 Euro pro Monat oder bei den Rauchern. Wenn man zum Beispiel "reich“ genug an Körperfreude ist.
Problem-Tausch
Man tauscht ein Problem gegen ein anderes aus: das Problem dick zu sein gegen das Problem, normalgewichtig zu bleiben. Man hat die Wahl: welches Problem möchte man haben, welches gelöst haben? Mit welchem Problem kann man besser leben? Welches der beiden Probleme hat man lieber (mehr lieb)?
Man muss sich entscheiden: lieber dick sein und sich nicht leiden mögen oder schlank sein und sich sein Verhalten davon diktieren lassen.
(Natürlich geht auch dick sein und mit sich im Reinen sein. Diese Leute werden hier nicht angesprochen.)
Wenn man diese Frage nicht mit sich selber geklärt hat und man sich damit nicht im Reinen ist – dann braucht man keine Diät und kein Abnehmen anzufangen. Dann lässt bestenfalls Mr. Jojo grüßen.
Diät als einzige Antwort auf Dicksein ist wie Geldentzug als einzige Antwort auf Armut. Es wird so nämlich nichts.
Natürlich stellen sich noch jede Menge andere Fragen.
Ist Dicksein das Problem?
Oder ist es nur der Teil des Problems, den wir wahrnehmen?
Weil wir uns vor den anderen Teilen des Problems verschließen?
Welches sind denn die anderen Teile?
Psyche?
Erziehung?
Oder weil wir die anderen Teile des Problems gar nicht wahrnehmen wollen?
Hilft es uns denn, die anderen Teile zu erforschen, zu benennen und zu untersuchen?
Wenn ja, warum?
Wenn nein, warum nicht?
Diese Fragen sollten jedoch mit Hilfe von Medizinern oder Psychologen beantwortet werden.
Die Probleme, auf die man sich selber prüfen kann, heißen:
- Ich bin zu faul
- ich esse zuviel
- ich esse das falsche
- ich trinke zuviel (auch Bier etc..pp)
Wie packt man es an?
Man braucht nicht alle Probleme auf einmal zu lösen: Es reicht, wenn man Stück für Stück an sich daran arbeitet.
Es ist die alte Geschichte:
das ganze Riesenproblem lösen auf einmal geht nicht.
Man zerhackt es in Teilprobleme, von denen man eines nach dem anderen abarbeitet.
Also z.B. anfangen mit:
- gezielt essen – dazu braucht man Informationen.
- gezielt trinken – Qualität und Quantität sind angesprochen, also die Frage: was trinke ich und wie viel davon…
- gezielt Bewegung erzeugen – Treppensteigen, Radfahren, Walken, Joggen etc.
- gezielt die Faulheit angehen – "Raff Dich auf!“
Warum nimmt man sich Teilproblem für Teilproblem nicht mal für jeweils eine Woche vor (oder zwei)? Dann merkt man schon, wie toll das wirkt.
Und wird Stück für Stück motivierter.
Man probiert aus, womit man am Besten klarkommt, und wendet das für sich an.
Kann ja sein, dass man schon zu einem akzeptablen Gewicht kommt, wenn man mehr (oder endlich mal) Sport macht (Walken anfängt/Joggen/oder was anderes ).
Oder richtiger isst. Dazu gibt es Infos in Hülle und Fülle. Das Internet ist gespickt voll davon.
Oder sein Trinkverhalten anders konditioniert. Z.B. nicht 6 halbe Liter Bier abends trinkt, sondern ½ Flasche Rotwein und Wasser. Oder oder oder…
Wenn man dann für sich rausgefunden hat, was einem einigermaßen leicht fällt, und das einen Effekt bringt, dann hat man schon viel gewonnen.
Und wenn man da hingekommen ist, dann probiert man, das nächste Treppchen zu ersteigen.
Und dann das nächste.
Usw usw.
Und wenn man nicht aufgibt, steigt man unaufhaltsam empor.
Und irgendwann kann man dann auch oben ankommen – was immer auch "oben“ für den Einzelnen bedeutet.
Nur: Anfangen muss man!
Raff Dich auf!
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Kommentar von prosrowi19. Mai 2008 um 13:59
Genau das ist es. Abnehmen braucht Geduld und genau hier passieren viele Fehler. Einige geben auf oder gehen ihren alten Essgewohnheiten nach. Sehr viele wollen so schnell wie möglich abnehmen, aber das funktioniert nicht. Der Körper muss sich langsam der neuen Lebensumstellung anpassen und nicht von jetzt auf gleich. üben Sie sich in Geduld und freuen Sie sich über jeden kleinen Erfolg. Selbst wenn Sie nur 200 Gramm abnehmen, aber Sie nehmen ab und das zählt.
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Kommentar von markus21. Mai 2008 um 13:35
Interessante These 🙂
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Kommentar von Jens29. Juli 2008 um 17:22
Es ist um umstritten; dass das Abnehmen mit der richtigen Ernährungsumstellung nur funktionieren kann. Wenn ich ständig Süßigkeiten essen – mir die Pizza mehrmals in der Woche gönne und dazu ein Liter Bier; brauch ich mich nicht zu wundern; wenn das Abnehmen nicht gut funktioniert. Eine ausgewogene Ernährung und Sport ist die bessere Alternative.